#3|Aquakultur - wirklich so gut wie alle sagen?|
Fischfarmen zu errichten und so den Fischereidruck auf freilebende Wildfische zu verringern klingt erst einmal gut und logisch. Der stetig wachsende Hunger auf Fisch kann schon lange nicht mehr durch Wildfänge gedeckt werden, zumal die Gaumen der Fischesser meist „hochwertigen“ Speisefisch verlangen wie Thunfisch, Forelle und Lachs. Fische also die schon seit langem zu einem großen Teil überfischt sind. Nach Jahrhunderten von Jahren stetig anwachsender Wildfänge, sinken diese seit 1988, wie man den Daten der Food and Agriculture Organization FAO entnehmen kann. Die Alternative: Aquakultur. Sie wuchs und wächst in einem atemberaubenden Tempo. Doch kann sie wirklich helfen die Ozeane zu entlasten? Sie kann, wenn man sie richtig betreibt.
Was ist das genau – Aquakultur?
Schon bei den Ägyptern vor über 4000 Jahren finden sich Zeichnungen, die darauf hindeuten, dass Fische in Teichen gehalten wurden. Auch die Chinesische Karpfen-Aquakultur wurde in diesen Zeitraum geboren und die Römer, bekannt für ihren Fischhunger, brachten die Aquakultur vor gut 2000 Jahren ins Meer.
Die Fischaufzucht hat seit dem eine rasante Entwicklung hinter sich. 1950 begann die Food and Agriculture Organization (FAO) ihre Aufzeichnungen mit weniger als einer Millionen Tonnen produzierten Fischzuchterzeugnissen weltweit. Im Jahr 2012 standen wir bei ca. 64 Millionen Tonnen zu denen man noch 18 Millionen Tonnen kultiviertes Seegras hinzurechnen muss.
Mittlerweile liefert die weltweite Aquakultur fast 50% des Fischs, der uns Menschen als Nahrung dient. Einige Hundert verschiedene Arten werden auf solchen Farmen gezüchtet, aber nur einige wenige bestimmen das weltweite Geschäft.
Es wird zwischen mariner (also im Meer), Süßwasser und Brackwasser Aquakultur (See – bzw. Meerwasser mit 0,1- 1% Salzgehalt) unterschieden. Den Hauptanteil mit fast der Hälfte der Gesamtproduktion machen Süßwasser Fische aus, allen voran der Karpfen. Karpfen sind Pflanzenfresser und relativ anspruchslos in ihren Essgewohnheiten. Sie essen Algen, organisches Material und kleine wirbellose Tiere und sind daher ideal für Aquakultur geeignet.
Haupterzeugnisse in der marinen Aquakultur sind Muscheln und Garnelen, doch bei den Fischen ist der Atlantische Lachs ganz vorne mit gut 1,4 Millionen Tonnen produzierten Fisch. Weitere Fische mit oben dabei sind die Seebrassen, der Heilbutt und die Regenbogenforelle.
Top Ten aquaculture fish in 2010 (FAO) |
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Freshwater |
Tonnage |
Mariculture |
Tonnage |
Brackishwater culture |
Tonnage |
4,337,114 |
1,421,647 |
3,677,691 |
|||
4,116,835 |
378,622 |
333,322 |
|||
Catla (Indian carp) |
3,869,984 |
Salmonids nei† |
270,436 |
Marine fishes nei† |
112,539 |
3,444,203 |
215,028 |
107,489 |
|||
2,585,962 |
143,751 |
Cyprinids nei† |
100,000 |
||
2,217,798 |
139,077 |
49,234 |
|||
1,990,275 |
118,212 |
34,123 |
|||
Pangas catfishes nei† |
1,305,277 |
107,903 |
Tilapias nei† |
23,562 |
|
1,167,315 |
102,538 |
23,313 |
|||
Freshwater fishes nei† |
1,080,241 |
73,924 |
17,103 |
||
† not elsewhere identified in FAO statistics |
Tabelle1: Die Top 10 Zuchtfische in den drei Bereichen Süswasser (freshwater), Meer (mariculture) und Brackwasser (brackishwater). Quelle: Wikipedia.org
China als größter Lieferant für Zuchtfisch
Asien ist mit 89 % Anteil der gesamten Aquakultur Produktion weit vor der EU, dessen Beisteuerung nur ca. 4 % beträgt. Allein 60% des Asien-Anteils kommen aus China. Dort gibt es Landstriche, die ihre ökologische Rolle schon lange nicht mehr wahrnehmen können, da sie von Zuchtteichen bestimmt werden so weit das Auge reicht. Vier von fünf verspeisten Fischen in China kommen mittlerweile aus Aquakultur-Anlagen. Vor allem der Karpfen wird intensiv gezüchtet, allerdings oft zu Lasten der Umwelt. Das völlig überdüngte Wasser aus den Teichen wird oft einfach ungeklärt abgelassen, verseucht Flüsse und landet schlussendlich im Meer. Dennoch gibt es vorbildliche Betriebe, die die Karpfenzucht nachhaltig betreiben. Wir können hier klar die Fähigkeit der Fischzucht erkennen, große Bevölkerungen mit tierischen Eiweiß zu versorgen.
Gefahren & Risiken - Marine Aquakulturen hinterlassen oft ökologische Friedhöfe
Wie viele andere intensiven Farmmethoden, beeinträchtigt die intensive Aquakultur die Umwelt in den meisten Fällen leider enorm: Fischfäkalien, Nahrungspellets und tote Fische sinken zu Boden und eutrophieren (überdüngen) das Wasser. Viel zu viele Nährstoffe auf viel zu kleinem Raum. Das kann zu Algenblüten führen die weitreichende Folgen haben. Algen überwuchern die native Flora und vielen Tieren wird die Lebens – und/oder Nahrungsgrundlage entzogen. In Chile zum Beispiel sind viele Buchten in denen Lachsfarmen ansässig sind, so kontaminiert, dass es kaum noch anderes Leben dort gibt. Muscheln sterben und einheimische Fische werden im schlimmsten Fall von invasiven Arten (also „eingeschleppte“ Arten die es eigentlich dort gar nicht geben sollte) verdrängt, so dass den lokalen Fischern nur der persönliche Bankrott oder die Zusammenarbeit mit den riesigen Aquakultur-Konzernen bleibt, die früher oder später zum Scheitern bestimmt ist. Der größte Zuchtlachs Hersteller der Welt „Marine Harvest“ präsentiert sich in Norwegen´s Fjorden als grüner und umweltbewusster Betrieb, allerdings produzieren er auch in Chile Unmengen von Lachs und ihre Arbeit dort hat dramatische ökologische und ökonomische Folgen. Massenausbrüche von Hundertausenden Lachsen bringen das Ökosystem durcheinander (denn Lachse hat es in Chile nie gegeben), Tausende Tonnen an Antibiotika und anderen Chemikalien werden eingesetzt, um die Fische am Leben zu erhalten. Die Fäkalien der Fische und Nahrungsreste lagern sich auf dem Grund der geschützten Buchten ab, in denen es kaum mehr eine natürliche Wasserzirkulation gibt. Mit der Zeit bildet sich eine sauerstofffreie Schicht auf den Meeresboden, toxisch für fast alle Fische und andere Kleinsttiere. So schwindet dort die Vielfalt der Meeres Flora und Fauna und für jeden Job geschaffen durch die Lachsindustrie schwinden mehrere der Bevölkerung dahin. Aus einen funktionierenden Ökosystem mit Arbeit für viele lokale Fischer werden so ökologische Friedhöfe gemacht. Die Aquakulturen schaffen einige wenige unsichere Jobs, die dazu verurteilt sind nicht mehr lange zu bestehen. Irgendwann können selbst Medikamente nicht mehr die Fische in diesen verdreckten Wasser am Leben erhalten. Die Dichten in den Käfigen sind in Chile fast doppelt so hoch wie in ihren Vorzeige-Anlagen in Europa, und diese Dokumentation zeigt, dass in einer einzigen Farm in Chile pro Jahr soviel Antibiotika eingesetzt wurde, wie in der gesamten norwegischen Lachs-Produktion. So werden die Umweltprobleme einfach nach Südamerika ausgelagert, der Fisch zu einem großen Teil aber dennoch in Europa und Amerika konsumiert. Die Umweltgesetze in Chile sind noch viel zu lasch, bzw. nicht existent, die Produktion daher einfacher, billiger, effektiver und damit profitabler. Da bringt es auch nichts sich in Europa als grüner, transparenter Lachszuchtbetrieb zu präsentieren. Was wollen wir konsumieren und damit auch unterstützen? Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen für diesen Lachs?
Hohe Dichten, viele Medikamente und chemische Zusätze
Um Aquakultur profitabel zu machen, müssen in den meisten Fällen Fische in hohen Dichten gehalten werden und möglichst schnell wachsen um Schlachtreife zu erlangen. Das erhöht aber das Risiko von Krankheiten, da sich die Tiere häufiger berühren und viel mehr Stress ausgesetzt sind. Außerdem kommt es zu Verletzungen an den Flossen, Schwimmbeeinträchtigungen und in vielen Fällen zu einem gesteigerten Aggressionsverhalten der Fische. Dem wirkt man von Anfang an mit Antibiotika entgegen, das in großen Mengen verabreicht wird. Dieses Antibiotika reichert sich in den Fischen an und kann für Resistenzen bei Bakterien sorgen. Diese multiresistenten Keime wiederum können dann auch für den Menschen gefährlich werden, da viele Antibiotika im Krankheitsfall einfach nicht mehr helfen. Je nach Betrieb werden dann noch große Mengen an Fungiziden (gegen Pilzbefall), Herbiziden (gegen unerwünschtes Pflanzenwachstum) und Pestiziden (gegen Pflanzen oder ungewollte Keime) verabreicht. Das Abwasser inklusive Reste dieser Stoffe, Fischkot, den Antibiotika und den Bakterien wird in vielen Fällen ungeklärt direkt ins Meer oder in die Flüsse geleitet, je nach Art und Standort des Betriebes. Krankheiten können von Zuchtfischen auf Wildfische übertragen werden, falls Fische in die Nähe der Anlagen kommen. In der EU sind viele Richtlinien besser geregelt und zum Beispiel die Antibiotika-Vergabe streng überwacht, doch wie bereits erwähnt trägt die europäische Aquakultur nur schlappe 4% zur weltweiten Produktion bei. Das Hauptproblem wird also von den konsumierendem Staaten zu einen großen Teil in sich entwickelnde Länder übertragen aus offensichtlichen Gründen. Doch wie ergeht es der Natur in intensiv genutzten Regionen?
Ein abschreckendes, sehr trauriges und ökologisch katastrophales Beispiel sind die vielen Garnelenzuchten in Asien. Vor ein paar Jahren noch Luxusgut, sind Garnelen heute zur Massenware verkommen, so alltäglich wie Salami. Zig verschiedene Garnelenarten von klein über groß bis hin zu BIO-Qualität sind das Jahr über zu haben und das zum kleinen Preis. Für die Pizza, im Salat oder zu den Nudeln. Ist ja schließlich nicht so teuer, schön gesund und es gibt genug. Oder?
Wir als Endverbraucher vergessen oft, dass viele dieser Garnelen in desaströsen Zuständen entstehen, oft unter Ausbeutung der Arbeiter, die für ein paar Euro pro Tag den Hunger der westlichen Welt auf Shrimps stillen. Die Arbeitsbedingungen können katastrophal sein und nahezu menschenverachtend. Dazu noch der Raubbau an der Natur: die Philippinen haben in den letzten Jahrzehnten unglaubliche 75% ihrer Mangroven verloren – zum großen Teil durch Abholzung um Platz für weitere Garnelenteiche zu schaffen. Die Liste lässt sich fortführen - Länder wie Ecuador, Thailand, Vietnam und Bangladesch haben bereits große Flächen intakter Mangroven-Ökosysteme in tote, verschmutzte und überdüngte Landstriche verwandelt. Das Geschäft mit den begehrten Tieren ist profitabel, die Kontrollen schwach bis nicht existent. Mangroven allerdings sind ein extrem wichtiger Teil im Lebenszyklus vieler Tiere, sozusagen die Kinderstube vieler Fische und ein natürlicher Schutz gegen Überschwemmungen.
Das Wasser der verschmutzen Garnelenbecken wird zu allem Übel ungefiltert ins Meer oder in den nächsten Fluss geleitet, mit katastrophalen Folgen für die ansässigen Dörfer. Das Wasser ist vergiftet, mit hohen Schwermetall-Konzentrationen und anderen für den Menschen hochgiftigen Chemikalien, die gegen Krankheiten oder zur Färbung des Fleisches verwendet werden. Hinzu kommt, dass die Herkunft vieler Garnelen nicht mehr zweifelsfrei zu bestimmen ist, wenn sie erst einmal in den Läden gelandet sind. Oft kaufen Unterhändler die Garnelen von vielen verschiedenen kleineren Betrieben ein und verkaufen sie dann weiter an Firmen, die sie für den Export vorbereiten und zum Beispiel als Bio-Ware deklarieren. Dabei kann es sein, dass nur ein winziger Teil der zum Export bereitgestellten Ware überhaupt „Bio“ ist, der Rest allerdings unter katastrophalen Bedingungen entstanden ist. Um sich mal ein erschreckendes Beispiel anzusehen, würde ich diese Reportage empfehlen.
Irrsinnig aber wahr: marine Fischzucht verbraucht in den meisten Fällen MEHR Fisch als sie produziert!
Kommen wir zum Schlüssel-Kritikpunkt zumindest was marine Aquakultur angeht. Wir Menschen in den entwickelten Ländern haben uns an den Geschmack von Raubfischen gewohnt: sie haben festes, saftiges Fleisch, weniger und besser sichtbare Gräten als kleine Fische und sind einfacher und schneller zuzubereiten. Allerdings benötigen diese Prädatoren andere Fische als Nahrung. Man kann einen Lachs nicht so ernähren wie einen Karpfen, er würde daran zu Grunde gehen. Er benötigt bestimmte Proteine und Öle, die sich nur in anderen Fischen finden lassen (es wird viel an Ersatzpflanzen geforscht, die diese Öle und Proteine auch bilden sollen). So braucht der Lachs zum Beispiel durchschnittlich 5 Kilogramm Futterfisch pro Kilogramm erzeugten Lachs. Wir machen also aus fünf Kilo ein einziges. Und wo kommt dieser „Futterfisch“ her? Genau, leider aus dem Meer! So wird der Fischereidruck noch zusätzlich erhöht, anstatt die Populationen zu entlasten, wie es so oft beworben wird. Besonders auf die ölhaltigen, im Freiwasser lebenden Schwarmfische wie Sardinen, Anchovis und Makrelen hat man es abgesehen. Jährlich werden bis zu 1,6 Millionen Tonnen Fischmehl produziert, 86% davon allein in Peru. Man braucht ca. 5 Kilo Fisch um einen Kilo Fischmehl herzustellen, also werden 8 Millionen Tonnen (!) Speisefisch jährlich zu Fischmehl degradiert. Peru ist hier der größte Spieler im Geschäft, fischt die riesigen Anchovie Schwärme vor seiner Küste jedes Jahr ab, presst sie zu Fischmehl und sorgt im Endeffekt für den (Raub-)Fisch Nachschub auf unseren Teller.
Diese kleineren Fische allerdings stellen bereits ein fantastisches Nahrungsmittel für uns dar so wie sie sind. Reich an Öl und Proteinen und kaum schadstoffbelastet könnten wir sie essen, anstatt sie für die Zucht von anderen Fischen zu verwenden. Doch in einem Zeitalter, in dem man sich die fertigen weißen Filets in der riesigen Treuepackung kauft und nur noch in die Pfanne hauen muss und die Alternative kleine Fische mit vielen Gräten, die zeitaufwändig auszunehmen und zuzubereiten sind, ist es nicht schwer zu erkennen, wie schwierig das Unterfangen ist, diese Essgewohnheiten zu ändern. Die großen uns bekannten Fische mit feinem Fleisch erzeugen nun einmal ungleich mehr Geld. Die Wildbestände sind überfischt, also züchtet man sie einfach und lasst das Geschäft am Leben. Die Wahrheit ist nur, dass es niemals eine nachhaltige Lachszucht geben kann. Früher oder später wird man aufhören müssen Lachs zu farmen, nämlich dann wenn auch die Futterfischfänge knapp werden und die Nahrung der Lachse schließlich so teuer, das das Geschäft nicht mehr profitabel ist. Leider geht es nur über diesen Weg – bringt es nicht mehr genug Geld, lässt man es sein. Stirbt die Umwelt um einen herum aber es bringt noch Geld, macht man weiter und scheffelt Kohle.
Es ist wichtig, dass wir als Konsumenten wissen, was sich hinter den Produkten, die wir kaufen alles abgespielt hat, damit wir es nun für einen kleinen Preis beim Discounter in den Händen halten. Mit unserem Kaufverhalten erzeugen wir eine Nachfrage und diese Nachfrage wird solange bedient werden, bis sie nicht mehr besteht. Die enorme Nachfrage nach Garnelen hat die Industrie explodieren lassen und mit ihr die ökologischen Folgen, unter denen das Land und die Menschen in den betreffenden Regionen leidet. Wie weit soll das noch gehen? Was sind wir als Menschen bereit aufzugeben, um bestimmte Nahrungsprodukte permanent verfügbar zu machen? Muss jeder das Recht auf jedes Nahrungsmittel haben?
Die Hauptprobleme der Aquakulturen kann man folgendermaßen zusammenfassen:
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Zerstörung von natürlichen Lebensräumen (Mangroven, Buchten, Küsten...)
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Überdüngung der Gewässer durch Fischkot und Nahrungsresten und im schlimmsten Fall Zusammenbruch eines Ökosystems. Das Meer „stirbt“, besonders in Buchten ohne ausreichende Wasserzirkulation.
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Entsorgung der Abwässer oft ungeklärt in die Flüsse/ in das Meer.
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Massiver Einsatz von Medikamenten und daher Bildung multiresistenter Keime, die auch für den Menschen gefährlich sein können.
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Viele marine Aquakultur-Anlagen verbrauchen weitaus mehr Fisch als sie produzieren – daher ist eine nachhaltige Fischzucht in diesen Fällen schlicht unmöglich.
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Invasive Arten: In einigen Fälle werden Arten eingesetzt, die es in freier Wildbahn in den betreffenden Ländern nicht gibt (Lachs in Chile). Der Ausbruch von Hundetausenden Fischen bringt unabsehbare Folgen mit sich.
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Durch die intensive Haltung von Tausenden Fischen auf kleinem Raum erhöht sich das Krankheitsrisiko, trotz Vergabe von Medikamenten wie Antibiotika.
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Hormonell oder genetisch veränderte Organismen (GVO) könnten in Zukunft bei Ausbruch unabschätzbare Folgen für die Wildfischpopulationen haben.
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Viele Fische müssen unter katastrophalen Bedingungen leben, die denen in Freiheit bei weitem nicht entsprechen – da kann sich jeder einmal selbst fragen: Ist das fair? Will ich ein Teil dieser Produktions-Maschinerie sein? Brauche ich denn wirklich den vielen Fisch oder wäre vielleicht eine Reduzierung vom Fischkonsum der richtige Weg? Sollte ich eher auf lokale nachhaltige Produkte ausweichen?
Optimierte und nachhaltige Aquakulturen – die Lösung der Zukunft?
Der Hunger auf Fisch wächst und wird wachsen. Die Herausforderung wird es sein, das Konsumverhalten der Menschen, die nicht unbedingt auf Fisch angewiesen sind, langsam zu verändern und den Menschen Zugang zu Fisch zu verschaffen, die es benötigen. Wildfänge können dies nicht mehr bewerkstelligen. Traurig aber wahr ist das die Situation in der wir uns gegenwärtig befinden. Jahrzehntelanger Raubbau an unseren Meeren hat viele Fanggründe erschöpfen lassen und Zukunftsgenerationen ihrer Nahrungsmittelquelle beraubt.
Nachhaltige Aquakultur kann helfen unsere Meere zu entlasten und gleichzeitig den Menschen zu ernähren. Allerdings ist dabei die Grundvoraussetzung, dass aus diesen Prozess mehr Fisch gewonnen, als verbraucht wird. Es sollte jedem einleuchten, dass eine negative Zuchtbilanz auf Dauer nicht funktioniert. An Land zum Beispiel sieht es anders aus: Wir züchten Kühe und Schafe damit wir Dinge, die wir nicht essen können, wie Gras, in Nahrungsmittel umwandeln, von denen wir uns ernähren können. Überträgt man die Situation der Meere aufs Land, so ist es als würde man Löwen und Tiger züchten (in der Nahrungskette stehen diese Räuber sehr weit oben) und ihnen Rehe, Antilopen und Hasen zum Fressen geben. Der Fleischinput wäre auch hier in keinem Verhältnis zur Produktion.
Wir benötigen also Fische, wie zum Beispiel den Karpfen, den man mit pflanzlicher Nahrung züchten kann. Dafür aber muss der Markt zumindest in Europa erst einmal sensibilisiert werden, denn Karpfen hat bei uns nicht annähernd solch einen Stellenwert wie die Forelle oder der Lachs. Es gibt seit einigen Jahren Vorstöße, in sich geschlossene ökologische Aquakulturen zu entwickeln. So könnte zum Beispiel von Nahrungs- bzw. Kotresten der Fische Gemüse und andere Pflanzen gedünkt werden. Das Wasser wird gleichzeitig sauber gehalten und trägt noch zum Wachstum weiterer Nahrungsmitteln bei. Die Entwicklung solcher Anlagen, die Fisch produzieren, ohne dabei negative Auswirkungen auf die Umwelt zu haben, ist sicherlich einer der wichtigsten Aufgaben der Zukunft. Denn nur nachhaltig kann auch langfristig unser Planet geschützt werden. Was wir manchmal vergessen: wenn die Natur stirbt, sterben auch wir.
Aquakultur als Antwort auf die Nahrungsknappheit im 21. Jahrhundert
Eine Herausforderung wird es sein, die bestehenden Aquakulturen in Südamerika, Afrika und vor allem in Asien den europäischen Standards anzupassen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Allerdings wird das unweigerlich die Produktionsmenge kürzen und die Kosten steigern. Und noch einmal: die Industrie wird nur geändert, wenn es Gewinneinbrüche gibt. Das heißt werden keine Produkte gekauft, werden schlussendlich keine mehr produziert. Indem wir nur nachhaltig produzierte Ware kaufen zwingen wir die Hersteller dazu nachhaltigen Fisch zu produzieren, da dies der Markt verlangt. Wir als Konsumenten haben die Zügel in der Hand. Lasst sie uns in die richtige Richtung steuern, denn nicht alle Arten sind für eine Aquakultur-Aufzucht geeignet.
Die Aquakultur ist ein bedeutender Weg die Nahrungsmittelknappheit zu beenden. Sie hat großes Potenzial, muss aber richtig angewendet und praktiziert werden. Nachhaltig betrieben wird sie in Zukunft tierisches Eiweiß liefern und die Überfischung reduzieren. Zumal Aquakultur prinzipiell eine besser Futterwertung aufzeigt als Tiere in der Landwirtschaft. Fische benötigen weniger Energie für ihren Wärmehaushalt, da sie wechselwarme Tiere sind und ihre Körpertemperatur anpassen. Auch benötigen sie weniger Fortbewegungsenergie im Medium Wasser, als Schweine, Rinder oder Hühner an Land. Das Potenzial der Fischzucht ist also unverkennbar vorhanden. Wir müssen allerdings unser Konsumverhalten ändern und damit Schritt für Schritt die Industrie. Der Weg der Nachhaltigkeit muss beworben und weitergegangen werden. Erfreulicherweise machen sich immer mehr Menschen Gedanken über die Umwelt und vielleicht auch die Rolle, die sie in ihr einnehmen. Wer reflektiert wird anerkennen, dass Nachhaltigkeit zu unseren eigenen Zweck das höchste Ziel sein sollte.
Im nächsten Teil geht es um die Verschmutzung der Meere. Klickt rein und erfahrt was wir so alles in unsere Ozeane kippen.
Serie: 2 vor 12 – Kann man die Ozeane noch retten?
Eine 6-Teilige Serie über die Überfischung, Vermüllung und Ausbeutung unserer Meere. Ihr Zustand ist vielerorts kritisch, oft sogar dramatisch, doch positive Beispiele zeigen: Es ist noch nicht zu spät den Kurs zu wechseln und die Ozeane zu retten! Ursprünglich geschrieben für diefreiheitsliebe.de.#1 – Bis zum letzten Fisch – Wie die Fischerei unsere Ozeane zerstört#2 – Vom Fischhaken zum Meganetz – die Geschichte der Fischerei#3 – Aquakultur – wirklich so gut wie alle sagen?#4 – Vermüllung der Meere – aus den Augen, aus dem Sinn?#5 – 270 getötete Haie pro Tag - eine Ausrottung mit Folgen#6 – Die Situation der Wale – die sanften Riese unserer Erde