#2|Vom Fischhaken zum Meganetz - die Geschichte der Fischerei|

Diese von ca 2100 v. Chr. stammende Wandmalerei aus Ägypten zeigt bereits das Fischen mit Handkeschern (Quelle: https://commons.wikimedia .org/wiki/File:Tomb_of_ Anchtifi_01.jpg?uselang=de).

Das Meer dient seit jeher dem Menschen und seinen Vorfahren als Nahrungsquelle. Die ältesten Spuren, die dies belegen, sind versteinerte Muschelberge, die in einer Höhle an der Küste Südafrikas gefunden worden und ca. 164.000 Jahre alt sind. Zu dieser Zeit bestand die Nutzung des Meeres wohl nur im Sammeln von Muscheln und anderen leicht zugänglichen Krusten- und Weichtieren.

Die ersten Hinweise auf aktiven Fischfang lassen sich mindestens 42.000 Jahre zurückverfolgen: im kleinen südostasiatischen Inselstaat Osttimor wurden Fischüberreste gefunden, die sowohl Vertreter typischer Rifffische, als auch von Hochseefischen enthielt. Das bedeutet, dass bereits zu dieser Zeit Boote gebaut und größere Fische auf offener See gejagt wurden. Wie genau das von Statten ging und welche Methoden damals schon benutzt wurden, ist uns noch ein Rätsel, auch wenn vereinzelt sehr alte Hinweise auf Fischerei auftreten. Der älteste uns bekannte Angelhaken ist wahrscheinlich um die 23.000 Jahre alt, ca. 4 cm lang und wurde aus der Schale einer Meeresschnecke hergestellt. Wir fischen also schon sehr lange.


Fischerei schon immer ein wichtiger Bestandteil der Menschheit

Unklar ist, ab wann Netze zum Einsatz kamen und welche Formen sich in welcher Reihenfolge entwickelten. Es gibt Vermutungen, dass Stellnetze bereits vor über 40.000 Jahren benutzt wurden, um Thunfische im Pazifik zu fangen. Fakt ist, dass fast 5000 Jahre alte ägyptische Wandmalereien viele Motive rund um den Fischfang zeigen und auch verschiedene Netze darstellen.

Fischerboote früher und heute – wie viele andere Sektoren auch, hat sich die Fischerei-Produktion in den letzten 150 Jahren enorm gesteigert. (Quelle:http://commons.wikimedia.org)

Das Meer und der Fischfang haben also im Prozess der Menschwerdung eine wichtige und fortwährende Rolle gespielt. Unzählige Völker machten Fisch zu ihrer Hauptnahrungsquelle und fischten für Jahrtausende im Einklang mit der Natur. Für geschätzte 100.000 Jahre wurden von und mit dem Meer gelebt, der industrielle Fischfang hingegen ist ein modernes Phänomen, das unglaublich schnell immense Fortschritte machte. Durch das Fehlen von den uns heute so selbstverständlichen Kühlschränken, Straßen und anderen (schnellen) Transportwegen wurde Fisch für sehr lange Zeit fast ausschließlich in Küstenregionen verspeist – und zwar frisch. Mediterrane Kulturen entwickelten schließlich um 500 vor Christus den Salzungsprozess, was ihn haltbarer und auch für Menschen weiter im Landesinneren verfügbar machte. Immer bessere Methoden wurden entwickelt, um mehr Fisch in kürzerer Zeit zu fangen, wie zum Beispiel das „Baumkurren Schleppnetz“ im 14. Jahrhundert, das dem heutigen Grundschleppnetzen ähnelt, nur anstelle des Stahls noch Holzkurren verwendete und auch heute noch zum Beispiel im Plattfisch- oder Krabbenfang zum Einsatz kommt. Mit der Erfindung der sogenannten „well-boats“, Schiffen die große wassergefüllte Becken enthielten, in denen der gefangene Fisch lebend (und damit frisch) angelandet werden konnte, erweiterten sich die Fanggebiete zum ersten Mal dramatisch. Schiffe konnten nun längere Zeit auf hoher See verbringen und daher deutlich weiter ausfahren und weitere Fanggebiete erschließen.

Die verbesserte Infrastruktur der Menschen brachte auch eine gesteigerte Verzehr-und Fangmenge mit sich

 (Quelle:https://commons.wikimedia.org /wiki/File:Fishing_ at_open_sea_history_photo.jpg?uselang=de)

Ab Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein vergrößerte sich noch einmal der Fischbedarf überall auf der Welt. Versorgungsstraßen und Bahnschienen entstanden und vereinfachten und beschleunigten den Transport von Meeresprodukten ins Landesinnere. Fisch konnte nun viel mehr Menschen zugänglich gemacht werden, als nur denjenigen an der Küste. Durch die stetig steigende Nachfrage wurde nach neuen, effizienteren Fangmethoden geforscht und die Erfindung der Dampfkraft kam den Fischern nur allzu Recht. Kapitäne konnten ihre größer werdenden Schiffe bedeutend weiter hinausfahren und immer tiefer fischen. Diese Entwicklung wurde schließlich von der Erfindung von Dieselmotoren noch getoppt und Anfang des 20. Jahrhunderts ersetzt. In den 30ern entstanden die ersten Fabrikschiffe – wie der Name schon erahnen lässt wahre schwimmende Fabriken auf See. Der Fisch wird ausgenommen, filletiert und verkausfertig verpackt. Ein großer Vorteil – konnte nun deutlich mehr Fisch auf den Schiffen gelagert und die Fangemenge pro Ausfahrt nocheinmal erhöht werden.

Mit der Technologie der Kriegsentwicklung in die Revolution der Industriefischerei

Während der beiden Weltkriege brach der Fischfang stark ein, stieg danach allerdings schnell wieder und nahm noch einmal eine rasante Entwicklung bis in die 70er Jahre an. Durch im Krieg entwickelte Technologie wurde auch der Fischfang revolutioniert. Eine der sicherlich bedeutendsten Neuerungen in der Geschichte der Fischerei waren die Echolotungs-Geräte, die in den 1950er Jahren erstmals zum Einsatz kamen. Selbst die bis dato besten Kapitäne konnten mit diesen Wunder der Technik nicht mehr mithalten: vom Boot ausgesendete Schallwellen werden von “Hindernissen“ wie Fischschwärmen, Schiffswracks oder dem Meeresboden reflektiert und zum Boot zurückgesendet. Anhand dieser Daten kann ein Profil der Unterwasserlandsaft erstellt und Fischschwärme lokalisiert werden. Zusätzlich wurden die traditionellen Hanf – und Baumwollnetze durch solche aus Monofilamenten wie Nylon ersetzt. Diese praktisch unreißbaren Stoffe erlaubten weitaus größere Netze, benötigten weniger Pflege, waren billiger und unter Wasser fast unsichtbar, was die Fischmenge pro Fang noch einmal erheblich steigerte. Die Langleinen wurden nun bis auf 100 Kilometer verlängert und die Treibnetze wurden zu umhertreibenden Todesfallen mit ähnlichen Längen. Grundschleppnetze rodeten den Meeresboden in bis zu 90m breiten Schneisen, getragen von massiven Stahlbällen. Die Fischerindustrie war angekommen in den heutigen vernichtenden Maßstäben und noch ist kein Ende in Sicht. Mittlerweile sind viele Regionen der Erde leergefischt und Areale die vor 100 Jahren vor Fisch nur so strotzten, haben sich in Wüstenlandschafen unter Wasser verwandelt. Einige der Methoden haben sich in der Art und Weise kaum verändert zu ihren Vorgängern, allerdings wurde alles größer, schneller, stärker und effizienter. Das man Fanggründe auch erschöpfen kann wurde immer offensichtlicher: nicht wenige Regionen litten unter den Folgen der Überfischung und viele florierenden Hafenstädte fanden ihr Ende. Die Fischbestände hatten nicht genug Zeit bekommen, um ausreichend Nachwuchs zu produzieren. Der wenige der da war, wurde gefangen ohne dass er die Geschlechtsreife erlangt hätte und die Fischbestände kollabierten.

Viele Fischereinationen beklagten den schwindenden Fisch vor ihren Küsten, der in vielen Fällen besonders von ausländischen Fangschiffen dezimiert wurde. 1982 wurde nach massiven Druck einiger Fischereinationen die sogenannte 200-Meilen Zone unter Beteiligung von 162 Ländern eingerichtet. Sie bevollmächtigt den angrenzenden Küstenstaat diese Zone wirtschaftlich auszubeuten, besonders in Bezug auf den Fischfang und die Rohstoffe. Anderen Nationen wurde die wirtschaftliche Nutzung des Gebiets innerhalb dieser Grenzen verboten. Das führte zum Zusammenbruch vieler Fischereiflotten, wie zum Beispiel auch der deutschen Hochseeflotte, die ihre traditionellen Fanggründe vor Island nicht mehr befischen durften.

Alles dabei – vom Grundschleppnetz bis zur 100km Langleine

Man unterscheidet heute zwischen einigen Grundfangmethoden, von denen manche schon vom Prinzip her nicht nachhaltig sein können. Man hat es in der jüngeren Geschichte immer wieder erlebt und doch wird Profit in vielen Fällen größer geschrieben als eine nachhaltige gesunde Umwelt (die im Übrigen auf längere Sicht den Fischern wieder mehr Arbeit geben könnte – WENN Fischbeständen Zeit gegeben wird sich zu erholen).

Grundschleppnetzte („bottom trawling“)Grundschleppnetz_Felix Korda

Die Grundschleppnetzfischerei gehört wahrscheinlich zu der zerstörerischsten Art der Fischerei überhaupt. Mit riesigen Netzen werden flachere Gewässer genauso wie Tiefen von 2000m befischt. Diese Tiefseefischerei wurde erst durch modernste Gerätschaften und starken Motoren ermöglicht, bringt allerdings gravierende Probleme mit sich: die meisten Tiefseefische erlangen ihre Geschlechtsreife erst in einem hohen Alter. Der Granatbarsch zum Beispiel erreicht diese erst mit ca. 30 Jahren und kann bis zu 150 Jahre alt werden. Trotzdem werden sie ungeachtet dessen gefischt, verspeist und je nach weiterer Vorgehensweise auch vernichtet.

Die Netze werden meist durch massive Stahlbalken offengehalten und durch schwere Gewichte nach unten gedrückt und über den Boden gezogen vergleichbar mit einem Pflug, der einen Acker umgräbt. Sie nehmen alles in ihren gierigen Schlund auf, was nicht schnell genug entkommen kann. Durch das Donnern der Stahlrollen werden die geräuschempfindlichen Fische aufgescheucht und schwimmen so von ganz alleine in das Netz. In Sekunden können Jahrtausende alte Tiefsee- Korallenwälder zerstört werden, die einen unersetzbaren Wert für das Ökosystem haben. Prosperierende Meereslandschaften werden in tote, sandige Flächen verwandelt und das Tag für Tag - seit Jahrzehnten. Mindestens 300 Großtrawler durchstreifen unsere Meere und roden dabei eine Tiefseefläche von ca. 1500 km² – pro Tag! Eine schreckliche Vorstellung..

Die Schleppnetzfischerei ist zudem sehr unselektiv und in bestimmten Fällen, wie zum Beispiel bei der Shrimp-Fischerei kann bis zu 90% Beifang entstehen, das heißt pro Kilo Shrimps werden bis zu 9kg andere Fische gefangen und meist tot zurück ins Meer geworfen. Da muss jeder selbst entscheiden, ob er solch eine Art der Fischerei unterstützen möchte, nur um ein paar Euro zu sparen.

Schleppnetze („trawling nets“)

Schleppnetze_Felix KordaDie Schleppnetze sind die am meisten verbreitesten Netze der Hochseefischerei. Seit den 1960 gehen Schiffe mit diesen trichterförmigen Netzen auf die Jagd, doch die Effizienz hat sich enorm gesteigert: die Netzöffnung kann heute bis zu 23.000 m² groß sein, das ist so viel wie fünf Fußballfelder! Schleppnetze werden für viele Fische in der sogenannten Pelagial-Zone verwendet, dem Freiwasserbereich jenseits der Küste und des Bodens. Hier leben Schwarmfische wie Makrelen, Thunfische, Hering und Sardinen. Bis zu 600m tief werden diese Netze eingesetzt und dabei ein oder sogar mehrere Trawler zum schleppen genutzt (Gespann-Fischerei). Oft arbeiten sie zusammen mit Fabrikschiffen, die an Bord bereits den gefangenen Fisch verkaufsfertig prozessieren, allerdings selber keine Fangeinrichtungen besitzen. Das größte Fabrikschiff momentan segelt unter russischer Flagge. Die Lafayette ist ein umgebauter Öltanker mit 288m Länge und 32m Breite, dass von mehrerern Fangschiffen begleitet wird. Sie kann bis zu 1500 Tonnen Fisch pro Tag prozessieren und einfrieren und insgesamt bis zu 14.000 Tonnen aufnehmen (das sind ca. 33 Millionen 425g Dosen). Dieses Schiff ist länger und schwerer als der Nuklearbetriebene französische Flugzeugträger Charles de Gaulle! Diese Dimensionen sind in keinster Weise umweltverträglich und müssen verboten werden.Bei der Schleppnetzfischerei sterben tausende Fische bereits beim Einholen des Netzes durch den immensen Druck, mit ihnen immer wieder auch enorme Mengen an Beifang: vorallem Meeressäuger wie zum Beispiel Delfine oder andere kleinere Walarten, aber auch Großfische wie Haie landen immer wieder in den Netzen. Von Natur aus jagen sie die Fischschwärme und folgen ihnen oft hunderte Kilometer bis sie ihr Ende in den Schleppnetzen finden.

Ringwaden-Netze („purse seine“)

Ringwaden Netze_ Felix KordaWie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um ringförmige Netze, die bis zu 2km lang sein können und meist um einen kompleten Schwarm Fische gelegt werden, der vorher per Hubschrauber oder Echolotung lokalisiert wurde. Oft wird daher ein kleines, schnelleres Boot benutzt, dass den Schwarm vom Mutterschiff aus schnell einschließen kann. Das Netz wird dann wie ein Beutel zugezogen und die Fische je nach Größe direkt an Bord in gekühlte Tanks gepumpt, oder aber einzeln­ mit Haken herausgeholt.

Seit einigen Jahren nutzt man ein natürlichen Instinkt von Schwarmfischen: man setzt sogenannte FAD´s aus (Fish aggregating devices), also „Fischsammler“, unter denen verschiedenste Arten Schutz suchen, sich sammeln oder in Kreisen das am Boden verankerte Objekt, wie z.B. Holzplattformen oder Kunstofffässer umschwimmen.

Besonders im Thunfisch-Fang haben sich die FAD´s als hilfreich erwiesen und werden regelmäßig genutzt. Durch die hohe Ansammlung von Beutefischen, werden Raubfische wie Thunfische, Haie oder Mahi-Mahis angelockt und können einfach befischt werden.

Mittlerweile hat auch die Industrie auf den Rückgang von Blauflossen-Thunfisch reagiert: da oft nur noch sehr kleine Exemplare dieser stark bedrohten Art gefangen werden und diese demnach weit weniger wert sind, werden die Jungfische in den Ringwaden „groß gemästet“. In abgetrennten Aquakulturen an Land erreichen sie schwerere Gewichte und erzielen somit höhere Gewinne – größter Abnehmer weltweit und „Kontrolleur“ des Blauflossen-Thunfisch Marktes ist Japan und der weltweite Hunger auf Sushi.

Stellnetze („Set-nets“)

Grundstellnetze_ Felix KOrdaStellnetzte werden mit Gewichten fest am Boden verankert und mit Bojen an der Oberfläche gehalten. Die Maschengröße ist in de Regel auf den Zielfisch angepasst: beim Versuch das Netzt zu durchschwimmen bleibt er mit dem Kiemen hängen und/oder verheddert sich. Stellnetze können bis zu 15 Kilometer Länge haben und gehören zu den eher selektiveren Fangmethoden aufgrund der angepassten Netzmaschengröße auf den Zielfisch. Kleine Wale und vor allem Meeresvögel verfangen sich dennoch immer wieder und finden einen qualvollen Tod im Ertrinken. Mit neuen Methoden kann der Beifang allerdings reduziert werden: elektromagnetische Felder stören das empfindliche Wahrnehmungssystem von Haien und Rochen, und Sender, die Schallwellen auf bestimmten Frequenzen aussenden, sollen Säuger wie Delfine und Wale fernhalten.

Treibnetze („Drift nets“)

Treibnetze_Felix KordaGanz ähnlich den Stellnetzen sind die Treibnetze. Der Unterschied besteht darin, dass sie durch das Meer treiben und so der durch sie verursachte Schaden noch weitaus höher ausfällt. Seit den 80ern werden diese Netze auch als „Wände des Todes“ bezeichnet mit Längen von bis zu 100km! Unzählige Tiere verfangen sich in den fast unsichtbaren Maschen und verenden - darunter auch Großwale auf ihren Wanderschaften, Schildkröten, verschiedenste Arten von Hochseefischen und Meeresvögel. 1992 wurde diese Art der Hochseefischerei durch eine Resolution der Vereinten Nationen verboten, doch erst 2002 zog die EU nach und interessanterweise gilt diese Verbot erst seit 2008 für die Ostsee, und das noch mit zahlreichen Ausnahmeregelungen. Trotz des Verbots geht man davon aus, dass allein im Mittelmeer über 400 Schiffe noch mit Treibnetzten arbeiten. Trotz angebrachter Sender kommt es häufig zu verloren gegangenen Netzen, die als nicht verottende Todesfallen noch jahrzehntelang weiterfischen können.

Langleinen („Longlines“)

Longline_Felix KOrdaHier unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Formen: die pelagische- (Freiwasser-) Langleinen Fischerei und die Grundlangleinen Fischerei. Erstere arbeiten mit bis zu 100km langen Leinen und bis zu 30.000 beköderten Haken. Die Grundlangleinen sind erheblich kürzer mit bis zu 2.5km Länge und werden über die gesamte Distanz am Meeresgrund verankert, um Grundfische zu fangen.

Pro Jahr werden so ca. 1,4 Milliarden Haken im Meer ausgelegt und töten unzählige Säuger und Fische. Allein mindestens 100.000 Seevögel sterben durch sie pro Jahr, ganz zu schweigen von den Haien, die die beköderten Haken natürlich genauso lecker finden wie viele andere Raubfische – ob nun gewollt oder nicht.

Angelruten Fischerei („Pole & Line Fishing“)

Polefishing_Felix KOrdaIm krassen Gegensatz zu den beschriebenen Methoden steht die Angelruten-Fischerei. Sie ist selektiv und vor allem umweltverträglich. Die Art mit der alles begann, wurde von den weitaus effekitveren Methoden der modernen Fischerei verdrängt und wird dennoch wieder von Fischern benutzt, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Gerade zur heutigen Zeit, in der immer mehr Menschen in industriellen Ländern umweltbewusster leben möchten, bietet sich dieser Art der Fischerei an. Sie ist nicht destruktiv, sehr selektiv und verschafft den Fischern einen festen Job, da die Bestände kaum überfischt werden können. Das diese Modell funktioniert, kann auf den Malediven beobachtet werden: dort gibt es eine Flotte von ca. 1000 Kleinschiffen, die über 20.000 Arbeiter beschäftigt und hauptsächlich Thunfisch unter anderem für den europäischen Markt fängt. Wer also sicher sein möchte, dass er der Umwelt so wenig Schaden wie möglich zufügen möchte, kann sich nach nachhaltigen Fangmethoden umschauen – die sich natürlich dann im Preis allerdings von der Massenware abheben. Ob der Thunfisch von einer Person mit der Angel, oder von einem riesigen Schiff mit Hunderten anderen gefangen wurde, ist eben ein Unterschied!

Beifang – was passiert damit?

Als Beifang werden diejenigen Lebewesen bezeichnet, die nicht das eigentliche Ziel des Fischers sind, allerdings trotzdem mitgefangen werden. Zu einem Teil wird er verwertet (zum Beispiel zur degradierenden Fischmehl-Verarbeitung), zu einem Größeren allerdings zurückgeworfen. Beifang taucht in keinen Statistiken auf, daher ist er schwer in Zahlen auszudrücken. Schätzungen vermuten, dass bis zu einem Drittel der gesamten Fischereimenge zusätzlich noch als Beifang in die Netze geht. Viele Fischer oder Säuger überleben den Rückwurf-Prozess nicht und sterben einen unnötigen Tod. Grund der hohen Beifänge sind unselektive Methoden, aber auch unsinnige politische Entscheidungen, wie zum Beispiel ein Anlandungsverbot von Fischarten ohne Genehmigung. Viele Fischer besitzen Fangrechte nur für eine spezielle Art und dürfen Fisch, den sie eigentlich nicht fangen dürfen aber gefangen haben, nicht anlanden, obwohl er verwertbar wäre. Nach dieser unsinnigen EU-Regelung müssen diese noch im Meer entsorgt werden, während in Norwegen zum Beispiel der komplette Fang in den Hafen gebracht werden muss. Am 6. Februar 2013 handelten die EU-Fischereiminister eine dringend notwendige Reform der GFP (Gemeinsame Fischerei Politik) aus: ab 2014 sollen Rückwürfe Schritt für Schritt verboten werden und ab 2015 dürfen von der EU keine nicht-nachhaltigen Fangquoten mehr beschlossen werden. Der Wille ist erkennbar (und zwingend notwendig) genaue Pläne aber noch nicht existent. Hoffen wir, dass sie folgen werden.

Wer einmal den Beifang von Fischen, die er gerne verspeist „errechnen“ möchte, schaut sich den WWF-Beifangrechner einmal an.

Was kann man als Otto Normalverbraucher machen? Wie soll es weitergehen?

Es gibt eine Menge Dinge, der jeder für sich selbst tun kann. Wir Verbraucher bestimmen mit jeden Kauf, welche Produkte wir unterstützen und welche wir boykottieren. Die Industrie wird sich nach der Nachfrage richten. Je mehr Menschen also bewusster einkaufen werden, desto mehr können wir erreichen – auch die Politiker!

Man muss sich das nochmal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Großteil der Fischerei ist NICHT nachhaltig. Das bedeutet, dass wir etwas schneller zerstören, als das es nachwachsen kann. Es ist also eine Einbahnstraße und wir wissen es! Merken kann man es im Supermarkt nicht: das Angebot ist vielfältig und riesig, alles ist dauernd verfügbar. Die Leidtragenden sind oft ganz andere. Aus den Augen, aus dem Sinn heißt es hier leider allzu oft.

Die „großen“ Entscheidungen müssen natürlich von den Politikern getroffen werden, die wir allerdings motivieren können. Was fehlt sind deutlich mehr ausgewiesene Meereschutzgebiete, in denen sich der Fisch erholen kann und die Bestände Zeit zum Wachsen bekommen, was letzlich auch den Fischern zu Gute kommt, da die Fang-Quoten wieder Schritt für Schritt angehoben werden können. Für bestimmte Arten wie dem Blauflossen-Thunfisch müssten Fangstopps ausgesprochen werden, oder zumindest dem Quotenempfehlungen der Wissenschaftler Folge geleistet werden, um ihn zu retten. Die tatsächlich gefangene Menge liegt allerdings seit Jahren weit über den Empfehlungen und wird noch verstärkt durch illegale Fischerei. Die EU-Fischereiminister schachern im Europäischen Parlament um die Quoten ihrer Länder, und keiner möchte einknicken. Die Fischereindustrie betreibt dermaßen starke Lobbyarbeit, dass selbst klarste Fakten ignoriert werden und der Raubbau zu einem großen Teil sogar legal von Statten geht.

Das es auch anders geht zeigt die Dorschfischerei in der östlichen Ostsee: Hier wurde sich in den letzten Jahren an die Fang-Empfehlungen der Wissenschaftler gehalten und der Bestand konnte sich von 60.000 Tonnen im Jahr 2005 bis auf 400.000 Tonnen in 2011 versechsfachen und wieder erholen. Letztendlich eine Win-Win Situation für Fischer und Meere.

Was wir brauchen sind strengere Kontrollen und Regelungen, sowie zahlreiche neue Schutzgebiete. Das Leben in den Ozeanen konzentriert sich auf verschiedene Ballungszentren, an denen nährtstoffreiche Strömungen aus der Tiefe an die Öberfläche drängen. Kleinere Fische ernähren sich von Kleinstlebewesen in diesen Strömungen, größere Räuber hingegen von ihnen und so weiter. Wir kennen diese Gebiete und seit Jahrzehnten wird an ihnen gefischt. Hinzu kommt, dass wir von vielen Arten die Areale kennen, in denen sie reproduzieren. Auch hier wird natürlich Fisch gefangen – die Dichte ist weitaus höher. Solche sensiblen ökölogischen Schlüsselareale müssen geschützt werden, auch um eine ausreichende Versorgung mit Fisch für Zukunftsgenerationen zu gewährleisten. Denn eine Zukunft ohne Meer, ist eine Zukunft ohne Menschen.

Gemeinsam können wir alle etwas bewirken und irgendwo muss man anfangen.

Bitte sprecht mir euren Freunden darüber und denkt an die Umwelt bei eurem nächsten Fisch-Einkauf!

Eine tolle arte-Reportage zum Thema sei hier empfohlen

[su_youtube url="https://www.youtube.com/watch?v=_bzM_MSZNiE" width="800" height="560"]https://www.youtube.com/watch?v=YN9nSNKPgtY[/su_youtube]

Serie: 2 vor 12 – Kann man die Ozeane noch retten?

Eine 6-Teilige Serie über die Überfischung, Vermüllung und Ausbeutung unserer Meere. Ihr Zustand ist vielerorts kritisch, oft sogar dramatisch, doch positive Beispiele zeigen: Es ist noch nicht zu spät den Kurs zu wechseln und die Ozeane zu retten! Ursprünglich geschrieben für diefreiheitsliebe.de.#1 –  Bis zum letzten Fisch – Wie die Fischerei unsere Ozeane zerstört#2 –  Vom Fischhaken zum Meganetz – die Geschichte der Fischerei#3 –  Aquakultur – wirklich so gut wie alle sagen?#4 –  Vermüllung der Meere – aus den Augen, aus dem Sinn?#5 –  270 getötete Haie pro Tag - eine Ausrottung mit Folgen#6 – Die Situation der Wale – die sanften Riese unserer Erde 

Previous
Previous

Business with MSC certifications - one third is NOT sustainably caught!

Next
Next

Victory for the whales - ICJ halts Japan's whale hunt